Sonntag, 10. Januar 2010

Illuminatus 1-3

"Illuminatus" wurde Ende der sechziger Jahre geschrieben und zuerst 1975 veröffentlicht.


Wer ermordete John F. Kennedy? Was geschah wirklich in Atlantis? Und wer zieht im Hintergrund die Fäden, an denen wir alle zappeln?
Wer Spaß an geistreichem Um-die-Ecke-Denken hat (und wer seine paranoidesten Befürchtungen bestätigt sehen will), für den ist dieses Buch ein absolutes Muss. Wer sich aber von einem Unterhaltungsroman berieseln lassen will, sollte lieber zu etwas Leichtverdaulicherem greifen.
Es ist keine Schande, wenn man dieses Buch zunächst nicht begreift - ich selber habe es dreimal lesen müssen, um halbwegs durchzublicken, und selbst jetzt kann ich jedesmal, wenn ich darin schmökere, immer wieder neue, versteckte Witze und Anspielungen entdecken. Der aberwitzige, verrückte Schreibstil (von den Autoren "Guerilla-Ontologie" genannt) ist eine raffinierte Mixtur aus Tatsachen, Fiktion, tiefschürfender Metaphysik und banalem Quatsch, die einem das Hirn so durch die Mangel dreht, dass man den Autoren am Ende alles abkauft - oder an überhaupt nichts mehr glaubt. Als Begleitliteratur zum besseren Verständnis sei daher "Cosmic Trigger" empfohlen.



Es ist beeindruckend, wie Robert Shea und Robert A. Wilson es auch im zweiten Teil der Illuminatus-Trilogie schaffen, das hohe Handlungstempo des ersten Teils beizubehalten. Der Goldene Apfel steht seinem Vorgänger dabei an wahnwitzigen Ideen und absurden Handlungen in nichts nach.
Die Geschichte um die Illuminaten wird ohne Brüche im Anschluß an das Ende des ersten Buches fortgesetzt. Das klingt zwar selbstverständlich, ist aber angesichts der verworrenen und hin und wieder sinnlosen Ereignisse nicht unbedingt vorauszusetzen. Verwirrte Leser, die noch an einigen Fragen des ersten Teils rätseln, können sich auf eine ganze Reihe von Antworten freuen. Diese sind zwar nicht immer eindeutig, aber sie erleichtern es, den Überblick über die vielen Handlungsstränge zu behalten.
Gleich zu Beginn bringt George Dorn unter sexuellen Höchstleistungen den Deal mit dem Mafiaboss Drake zu einem für die Diskordier positiven Ende und wird von Hagbard Celine mit Hilfe von bewußtseinserweiternden Drogen an Bord der "Leif Erikson" illuminiert. Auch Saul Goodman hat Glück und entkommt in letzter Sekunde den Klauen der Illuminaten. Insgesamt erfährt man viel über die Hintergründe der einzelnen Personen und ihre Beziehungen zueinander, doch sorgt jede Klarheit programmatisch für zwei neue Verwirrungen.
Im Laufe der Ereignisse deutet alles auf eine finale Auseinandersetzung zwischen den zwei Hauptmächten der Geschichte hin. Die aneristischen Kräfte, verkörpert durch die Illuminaten und das Eristische, das durch seine aktiven Flügel, die Legion des Dynamischen Diskordes und die erisische Befreiungsbewegung (ELF) vertreten ist, streben auf eine Entscheidung um die weltweite Kontrolle zu. Der Sieger dieser Auseinandersetzung wird das vorherrschende Lebensprinzip auf der Erde vertreten.
Ingolstadt scheint der Schlüssel zu dieser Entscheidung zu sein. Hier werden die Illuminaten mit Hilfe einer kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges im Totenkopfsee versenkten SS-Division versuchen, das Eschaton zu immanentisieren, um gemeinsam eine transzendentale Illumination zu erlangen.
Hagbard Celine und seine Diskordier machen sich bereit, die letzte Schlacht für die Freiheit der Menschheit zu schlagen.




Robert Wilson schließt mit diesem Buch die mit seinem Co-Autor Robert Shea verfaßte Illuminatustrilogie ab, und wird sich dabei selbst nicht untreu. Zwar wirkt oft einiges für den europäischen Konsumenten zu amerikanozentrisch, auch Wilson kann seine Herkunft letztlich nicht verleugnen, letzlich wird dies aber durch die Story und Nebenhandlung mehr als wettgemacht. Ständig ist die Handlung in Bewegung, und auch der Leser kann sich an keiner Stelle sicher sein, wie es weitergehen wird. Wer die ersten zwei Bücher mochte, wird auch dieses lieben, denn nun werden alle Fäden aufgenommen und zu einem logischen (??) Gesamtbild verknüpft.
Den Abschluß bildet im letzten Drittel des Buches ein Anhang, der alleine schon den Download wert ist. Neben einer Erklärung der wichtigsten Begriffe werden dem Leser soviele Informationen und Spielereien präsentiert, daß er alleine am Annex tagelang Freude haben kann. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt denen empfehlen, die bereit sind, ihren Verstand für eine Weile auf die Reise zu schicken, und eine geistige Achterbahnfahrt sondergleichen zu erleben.

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